Eltern brauchen NICHT an einem Strang zu ziehen!

Eine der großen Herausforderungen am Muttersein ist für mich, Teil eines Elternpaares zu sein. Häufig verbringen wir Mütter viel Zeit allein mit den Kindern. Und dann kommt unser Partner nach Hause und macht so manches anders, als wir es für richtig befunden haben. Warum das in Ordnung ist und wie wir Mütter damit umgehen können – davon handelt dieser Artikel.

Leichter alleine?

Natalie ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 5 und 3 Jahren. Manchmal kommt es ihr so vor, als liefe alles besser, wenn sie mit den Kindern alleine ist.

Die Ausgangssituation

Natalie arbeitet an drei Vormittagen in der Woche in einer Apotheke und managt in der restlichen Zeit alles rund um den Familienalltag. Natalies Mann verlässt an Wochentagen morgens um spätestens sieben Uhr das Haus ist ist oft nicht vor 19 Uhr am Abend zurück.

Natalie ist es wichtig, achtsam und einfühlsam mit ihren Kindern zu sein. Sie liest viel zu diesem Thema und trifft immer wieder neue Entscheidungen für den Alltag mit ihren Kindern. Sie wird dabei immer geduldiger und das Leben mit den Kindern wird immer leichter und harmonischer. Leider ist davon oft nichts mehr zu spüren, sobald Natalies Mann von der Arbeit kommt.

Haarshampoo mit Explosionsgefahr

Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem er es nicht zum Abendessen geschafft hat. Natalie ist erleichtert, dass ihr Mann das Baden der Kinder übernimmt, und sie noch etwas Ordnung im Haushalt schaffen kann. Doch schon bald hört sie Schreie ihres Fünfjährigen. „Neeein, nicht mit Schaum.“ Die lautstarken Forderungen werden zu Weinen und Schreien. Offensichtlich hat Natalies Mann sich nicht auf einen Kompromiss eingelassen. Natalie stürmt ins Bad und schimpft: „Was ist denn so wichtig an dem Shampoo? Jonathans Haare sind doch so kurz. Das wäre auch mal ohne gegangen.“ Damit ist die Stimmung zwischen Natalie und ihrem Mann für den Rest des Abends gereizt.

Kommt Dir das bekannt vor? Oder gibt es andere Bereiche in Eurem Familienleben, in denen Du mit Deinem Partner nicht einer Meinung bist? Kommt es deshalb immer wieder zu Konflikten? Dann lass uns mit einigen Glaubenssätzen aufräumen. Sie machen es uns nur unnötig schwer.

Vier Glaubenssätze, ohne die das Leben leichter ist

Weiter unten werde ich Dir eine Schritt für Schritt Anleitung für solche Situationen, wie die von Natalie geben. Und hier ist der erste Glaubenssatz mit dem wir uns unser Leben schwer machen können:

„Ich darf meinem Partner niemals vor den Kindern in den Rücken fallen.“

Natalie hat es in dem obigen Beispiel getan. Und was dabei raus kam, ist sicher nicht erstrebenswert. Doch die Alternative wäre gewesen, dass Natalie ihren Ärger herunterschluckt oder ihrem Mann später Vorwürfe macht. Auch nicht schön, oder?

Also schauen wir uns den Satz „Ich darf meinem Partner niemals vor den Kindern in den Rücken fallen.“ genauer an: Er gehört zu einem Erziehungsstil, der durch Macht und Autorität funktioniert. Wenn es also Dein Ziel ist, dass Eure Kinder Euch gehorchen, egal wie sinnvoll Eure Forderungen sind, dann stimmt der obige Satz vielleicht. Dann vermute ich allerdings auch, dass Du in diesem Blog nicht allzu viel finden wirst, was Dir in Deinem Alltag dient.

Ist es dagegen Euer Ziel, Eure Kinder mit ihren Bedürfnissen und Besonderheiten zu achten und wert zuschätzen, dann kannst Du den obigen Satz getrost vergessen. Ersetze ihn lieber durch: „Ich darf meinen Kindern zeigen, dass auch wir Eltern manchmal unterschiedlicher Meinung sind. Und ich zeige ihnen einen wertschätzenden Weg, das auszudrücken.“ Dass Du nicht hinter dem Verhalten Deines Partners stehst, merken Deine Kinder so und so. Dann kannst Du es auch gleich sagen. 😉

Wie es Dir gelingen kann, Deinen Unmut auszudrücken ohne Deinem Partner in den Rücken zu fallen, zeige ich Dir weiter unten in diesem Artikel.

„Ich muss mit meinem Partner eine gemeinsame Linie finden.“

Natalie denkt viel über die Erziehung ihrer Kinder nach. Ihr Mann arbeitet viel und liest in seiner Freizeit lieber Thriller als Ratgeber. Deshalb gibt es Bereiche des Familienalltags, über die er schlicht noch nie nachgedacht hat. Und in machen Bereichen ist er anderer Meinung als seine Frau.

Ist das bei Euch auch so? Besteht Dein Partner darauf, dass die Kinder jeden Abend ihr Zimmer aufräumen und Du findest das fruchtlos? Hältst Du Zucker für Teufelszeug und Dein Partner findet das übertrieben?

Verbringt ihr Stunden mit ergebnislosen Diskussionen darüber, was nun „richtig“ ist? Ich rate Euch, lasst es sein. Gerade im Leben mit Kindern gibt es so viele verschiedene Meinungen. Du wirst Expertenmeinungen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu nahezu jeder Meinung finden. Wer soll da schon entscheiden, was stimmt?

Nehmt es an, dass Ihr unterschiedlicher Meinung seid und findet gemeinsam eine Lösung, mit der ihr beide leben könnt (oder wie die unvergessene Vera F. Birkenbihl sagen würde: Zweinigt Euch.). Das können Mittelwege sein oder die Festlegung von Zuständigkeitsbereichen oder auch ganz neue, kreative Herangehensweisen.

 „Ich würde es ja gerne anders machen, aber es geht nicht, weil mein Mann nicht mit zieht.“

Manchmal fragt sich Natalie, ob ihre ganzen Bemühungen überhaupt etwas bringen, wenn ihr Mann bei seinen gewohnten Verhaltensweisen bleibt. Ich kann dazu aus eigener Erfahrung und den Erfahrungen vieler anderer Mütter sagen:

Ja, es bringt etwas, wenn nur Du alleine etwas änderst. Sogar viel! In erster Linie machst Du es Dir damit selbst leichter. Für Deine Überzeugungen zu leben ist unter dem Strich immer leichter, als dagegen. Und auch für die Kinder ist es besser, wenn beispielsweise nur Du auf eine gesunde Ernährung achtest, anstatt gar niemand. Und zu guter Letzt ist erfolgreiches Vorleben das überzeugendste Argument, das Du finden kannst.

„Es muss für die Kinder einfach klar sein, was sie dürfen und was nicht.“

Auch dieser Satz passt eher zu einer machtbasierten Erziehung. Ich formuliere es lieber so: „Es ist wichtig für Kinder, die persönlichen Grenzen ihrer Mitmenschen zu kennen.“

Auch ganz kleine Kinder können durchaus schon unterscheiden, ob es gerade um Mamas Grenzen geht, oder um Papas. Unsere Kinder sind schlaue, einfühlsame Wesen. Die schaffen das! 😉

So, und nun die versprochene Anleitung für eine wertschätzende Zweinigung:

Anleitung für zweinige Situationen

Ich werde der Übersichtlichkeit halber erst nur die einzelnen Schritte kurz beschreiben. Weiter unten findest Du die Anwendung auf Natalies Beispiel.

Schritt 1: Nimm die Situation einfach NUR wahr.

Schau, was tatsächlich ist. Welche Situation würde sich einem unbeteiligten Beobachter zeigen?

Schritt 2: Achte auf Dein Bedürfnis in der Situation.

Was brauchst Du, damit Du Dich in dieser Situation wohl fühlst?

Schritt 3: Achte auf das Bedürfnis Deines Mannes.

Was treibt wohl Deinen Mann zu seinem Verhalten?

Schritt 4: Achte auf das Bedürfnis Deiner Kinder.

Was brauchen Deine Kinder in dieser Situation (Deiner Meinung nach)?

Schritt 5: Wäge ab.

Welches der Bedürfnisse ist am dringlichsten?

Schritt 6: Formuliere eine klare, kurze Aussage.

Fasse das Ergebnis Deiner Überlegungen in wenigen klaren, kurzen Sätzen zusammen.

Was Natalie tun könnte

1. Situation wahrnehmen

Natalie fokussiert sich auf ihre Wahrnehmung. Es gelingt ihr, alle Bewertungen der Situation aus ihren Gedanken heraus zu lassen: „Mein Mann kam gerade nach 10 Stunden Arbeit heim. Sofort bat ich ihn darum, die Kinder zu baden. Ich hörte sein „Na gut.“ und ging direkt in die Küche. Nach einiger Zeit hörte ich Jonathan schreien.“

2. Die eigenen Bedürfnisse

Als Natalie in sich selbst hineinhorcht, spürt sie, dass verschiedene Bedürfnisse in ihr streiten. Da ist zum einen das Bedürfnis nach Fürsorge für ihren Sohn. Ihr ist wichtig, dass ihr Sohn zuhause so sein darf, wie er es für seine Entwicklung braucht. Dann ist da ihr Bedürfnis nach Anerkennung von ihrem Mann. Sie will, dass ihr Mann wahrnimmt, wie viel sie für das Wohl ihrer gemeinsamen Kinder tut. Dann ist da auch noch ihr Bedürfnis nach Freiheit. Sie will manchmal einfach die ganze Verantwortung abgeben.

3. Die Bedürfnisse des Partners

Natalie ist jetzt ganz bei sich und ihren Bedürfnissen. Das alleine ist schon wohltuend, und macht sie zugänglicher für die Bedürfnisse ihres Mannes. Sie weiß um den großen Druck und die chaotischen Bedingungen im beruflichen Alltag ihres Mannes. Sicher wünscht er sich Ruhe, Harmonie und Ordnung. Jeder, der schon einmal zwei Kinder im Kindergartenalter gebadet hat, weiß: Dies ist nicht geeignet, um Ruhe zu finden.

4. Die Bedürfnisse der Kinder

Natalie weiß um das derzeit stark ausgeprägte Bedürfnis ihres Sohnes nach Selbstbestimmung. Sie versucht dem im Alltag so oft wie möglich Raum zu geben.

5. Einige Alternativen und 6. was dazu zu sagen ist

  • Natalie könnte nun ihr eigenes Bedürfnis nach Freiheit vorne anstellen, die Musik lauter stellen und im Vertrauen auf ihren Mann und ihre Kinder gar nicht reagieren.
  • Oder Natalie schätzt die Bedürfnisse ihres Mannes für den Moment als am dringlichsten ein. Dann könnte sie zum Beispiel zu ihrer Familie ins Badezimmer gehen und sagen: „Schatz, ich wünschte, ich hätte Dich nicht gleich mit meiner Bitte überfallen. Mir ist gerade klar geworden, dass ich Dir jetzt gerne ein Pause mit Deiner Tageszeitung gönnen würde. Ist es für Dich in Ordnung, wenn ich übernehme?“
  • Natalie könnte auch einen Kompromiss zwischen mehreren Bedürfnissen anstreben: „Hier ist ja ganz schön was los! Ich kann mich gar nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Ich höre Jonathan schreien und habe Angst, dass es ihm nicht gut geht. (an ihren Mann gewandt.) Du hattest sicher wieder einen anstrengenden Tag und das hier ist ja auch nicht gerade Erholung pur. Bitte mache es uns doch allen leichter und verzichte für heute auf das Shampoo.“ Auch wenn Natalie ihren Frust mit solchen oder ähnlichen Sätzen herausschreien würde, bliebe sie dabei klar und wertschätzend.
  • Wenn es Natalie vordergründig um ihr Bedürfnis nach Anerkennung geht, ist ein Gespräch außerhalb der Situation ohne die Kinder sicher sinnvoller. Das könnte dann so beginnen: „Schatz, ich will mit Dir über die Situation heute im Bad sprechen. Hast Du gerade Zeit? – Ich hörte Jonathan schreien. Da hatte ich ein Bild im Kopf, wie Du Jonathan gegen seinen Willen die Haare wäschst. War das so? – Ich habe in letzter Zeit viel gelesen und ausprobiert. Mir scheint es von größter Bedeutung für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder, dass wir Eltern ihre Grenzen achten. Darf ich Dir dazu etwas erzählen?“

Mit etwas Übung wird es leicht

Vielleicht denkst Du Dir jetzt: „Wow, das ist ja ganz schön kompliziert!“

Ja, es ist erstmal anstrengend, wenn Du gewohnte Wege verlässt. Ja, Du brauchst Mut, um Dich Deinem Partner zu zeigen. Und ja, anfangs erfordert es viel Aufmerksamkeit und Gespür, damit Du die verschiedenen Bedürfnisse erkennst.

Irgendwann wird es zur Gewohnheit. Und dann wird es leichter. Wenn Du den Mut hast, diesen Weg auszuprobieren, beginne am besten jetzt gleich, verschiedene Situationen in Gedanken durchzuspielen.

Was Du jetzt gleich tun kannst

Wann hast Du Dich das letzte Mal geärgert oder warst traurig, weil Dein Mann in einer Familienangelegenheit anderer Meinung war? Was genau ist geschehen? Was hast du in dieser Situation gebraucht? Welche Bedürfnisse lagen dem Verhalten Deines Mannes zugrunde? Um welche Bedürfnisse Eurer Kinder ging es Dir? Wessen Bedürfnisse waren in diesem Moment die dringlichsten? Was hättest Du sagen können?

Fazit

Auch Eltern sind Menschen und Menschen sind unterschiedlich. Und das ist auch gut so!

Es gibt eine wertschätzende Art sich – auch vor den Kindern – zu zweinigen.

Kinder sind schlaue Leute und können bestens damit umgehen, verschiedene Herangehensweisen an bestimmte Themen bei ihren Eltern zu erleben.

Und auch wenn wir Mütter vielleicht manchmal glauben, unser Partner schade unseren Kindern mit seinem Verhalten: Lasst uns Vertrauen in die Fähigkeiten unseres Partners und die Widerstandsfähigkeit unserer Kinder haben.

In diesem Sinne: Mach es Dir leicht!

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