Warum Selbstwahrnehmung gegen den Corona-Krieg hilft

– eine Alltagsgeschichte

Ich will Dir erklären, wie ich zu der Überzeugung komme, die ich im Titel dieses Blogartikels teile. Dafür lade ich Dich ein, meiner Erzählung eines scheinbar banalen Alltagserlebnisses zu folgen. Bitte bleib dran, auch wenn Dir nicht von Anfang an klar ist, was das mit Corona zu tun haben soll. Mir hat dieses Erlebnis vieles klarer gemacht.

Die Frau und der Hund

Kürzlich begegnete ich an einem Montagmorgen einer Frau, die gerade die Scheibe ihres Autos frei kratzte. Es war einer der ersten richtig kalten Tage und sie hatte vielleicht versäumt ihren Wagen in die Garage zu fahren (er war direkt davor geparkt). 

Diese Frau begegnet mir regelmäßig zur gleichen Zeit – sonst jedoch auf ihrem Spaziergang mit ihrem Hund. Vielleicht musste der Spaziergang an diesem Tag kürzer ausfallen, damit sie trotz Scheibenkratzen pünktlich bei der Arbeit sein konnte.

Wir grüßten uns. Im selben Augenblick begann der Hund im Garten zu bellen. Es ist ein wirklich riesiger Hund mit einer beeindruckenden Stimme. Während ich meinen Weg entlang des Grundstückes fort setzte, schrie die Frau ihren Hund an – ohne jedoch ihre Tätigkeit zu unterbrechen.

Der Hund rannte dennoch durch den Garten an den Zaun. Der für die Größe des Hundes ohnehin recht niedrige und wackelige Zaun hatte an genau der Stelle, die ich gerade passierte, ein Loch. Durch dieses Loch steckte der Hund seinen riesigen Kopf.

Da ich um die grundsätzliche Friedlichkeit dieser speziellen Hunderasse weiß und den Hund schön öfter erlebt habe, hielt sich mein Schreck in Grenzen. Ich überlegte jedoch sofort, wie diese Situation wohl ausgegangen wäre, wäre statt mir ein Mensch mit Hundeangst vorbeigekommen.

Meine Gedanken

Ich dachte auch über das Verhalten der Hundebesitzerin nach. (Das folgende sind natürlich nur Mutmaßungen von mir. Ich will damit jedoch auf etwas Bestimmtes hinaus.)

Sie kennt natürlich ihren Hund und weiß vermutlich, dass er in der Regel freundlich ist. Sie weiß vermutlich auch, dass der Hund nicht gerne springt und der wackelige Zaun deshalb ausreicht. Sicher weiß sie ebenfalls, dass der Hund nicht gut genug auf sie hört, als dass ihr Rufen vom Rande des Grundstückes aus, ihn von seinem Sprint zum Gartenzaun abhalten würde.

Dennoch hat sie es getan. Sie hat ihren Hund gerufen. Warum?

Gewohnheit und Druck

Zum Teil sicher aus Gewohnheit. Man/frau kommentiert nun mal, wenn der Hund (das Kind) etwas “Falsches” tut. Auch das Wissen darum, dass dies in der Regel eher kontraproduktiv ist, hält uns davon nicht ab.

Zum anderen Teil war der Frau sicher klar, dass sie hier reagieren musste. Ihr war klar, dass es mich in eine unangenehme Situation bringen würde, wenn der riesige, laut bellende Hund nur gebremst von einem löchrigen, wackeligen Zaun auf mich zurennen würde. Durch ihr Rufen hat sie ein Stück weit ihr Gewissen erleichtert. 

Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen ihrem Hund gegenüber, weil sie an diesem Morgen weniger Zeit für ihn hatte als sonst. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie den Zaun wieder nicht repariert hatte. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen mir gegenüber, weil sie mich wissentlich oder aus Nachlässigkeit in diese Situation gebracht hatte (dass die Situation für mich nicht weiter schlimm war, konnte sie ja nicht wissen).

Durch ihr Rufen zeigte sie zumindest, dass sie ja bereit gewesen wäre, ihren Hund von seiner “Attacke” abzuhalten. In gewisser Weise wäre es noch schlimmer gewesen, wenn sie einfach gar nichts getan hätte – auch wenn das Ergebnis das Gleiche gewesen wäre.

Krieg

Wäre ich tatsächlich bis ins Mark erschrocken gewesen und dazu ein etwas weniger zurückhaltender Mensch, als ich es nun mal bin, hätte ich vielleicht oder sogar wahrscheinlich, meinem inneren Druck Luft gemacht. Ich hätte sie vielleicht angeschrien, warum sie ihren Köter nicht unter Kontrolle habe. 

Sie hätte sich vielleicht völlig ungerecht behandelt gefühlt, denn schließlich konnte sie ja nichts für das Wetter. Sonst ist der Hund ja nicht alleine im Garten, braucht aber nun mal morgens etwas Auslauf, der heute wegen des Kratzens zu kurz kam. Und außerdem ist er doch so nett. 

Vermutlich hätte auch sie ihrem inneren Druck Luft gemacht. Wenn ich so ein Hundehasser sei, dann solle ich doch gefälligst einen Bogen um Gärten mit Hund machen.

Schrecklich, wie aus zwei lieben, sympathischen Menschen von jetzt auf gleich zwei sich bekriegende Furien werden, oder?

Angst

Und warum? Weil beide in Angst sind. Die eine vor dem Hund, die andere davor, was andere über sie als scheinbar unverantwortliche Hundebesitzerin denken könnten.

Der eine vor Corona, die andere vor dem Verlust ihrer persönlichen Freiheit.

Der ganze Corona-Krieg, den wir gerade erleben, ist genauso entstanden, wie jeder andere zwischenmenschliche Konflikt auch – aus Angst!

Die Frage ist jetzt: Können wir daran etwas ändern?

Die Lösung: Selbstwahrnehmung

Ja, das können wir. Auch jetzt noch, wo alles schon so verfahren scheint. Durch Selbstwahrnehmung. 

Da das ganze Corona-Thema so heikel ist, will ich nochmal das (zum Teil konstruierte) Hundebeispiel nutzen, um das zu erklären.

Schon vor der Anschaffung eines Hundes hätte sich die Hundebesitzerin einige Fragen stellen dürfen und intensiv in sich selbst auf eine Antwort lauschen. Die Fragen lassen sich übrigens wunderbar auf Kinder übertragen.😉

Wodurch bereichert ein Hund mein Leben? Wie will ich mit meinem Hund leben? Wie geht es mir mit der Verantwortung, die ich durch so einen Hund habe – dem Hund gegenüber und anderen Menschen gegenüber? Was macht es mit mir, wenn andere Menschen meinen Hund ablehnen?

Vermutlich wäre die Situation dann so gar nicht entstanden, weil sie die äußeren Umstände anders gestaltet hätte. Und wenn doch, dann hätte die Hundebesitzerin sicher anders auf den erschrockenen Wutanfall eines anderen Menschen reagieren können. 

Sie hätte dem Ausbruch sicher Raum gegeben und dann vielleicht gesagt: “Oh je, ich verstehe, dass sie sich riesig erschrocken haben. Ich ärgere mich total darüber, dass ich es versäumt habe, das Loch im Zaun auszubessern. Ich hoffe, sie haben jetzt keine schlechte Meinung von meinem Hund. Der kann ja nichts dafür, dass sein Frauchen so schusselig ist.”

Der Mensch mit der Hundeangst wäre durch eine geschulte Selbstwahrnehmung natürlich ebenfalls ganz anders mit der Situation umgegangen: 

Schreck und Angst wahrnehmen, atmen. Wahrnehmen, ob da ein Bedürfnis ist, sich mit der Angst zu zeigen. Dann eventuell: “Oh je, habe ich mich jetzt erschrocken. Und ich habe noch immer Angst, dass der Hund über den Zaun springen könnte. Ich gehe diesen Weg täglich. Wann bessern Sie den Zaun aus, damit ich wieder beruhigt hier laufen kann?”

Es ist einfach!

Natürlich sind die Konflikte rund um Corona zigfach komplexer als ein kaputter Zaun. Doch die Lösung ist ebenso einfach. 

Würde sich jede und jeder Einzelne von uns Zeit und Raum gönnen, um sich immer wieder Fragen zu stellen und Antworten aus dem eigenen tiefsten Inneren zuzulassen, dann könnten wir auch jetzt noch gemeinsam und in Frieden aus dem ganzen Schlamassel herausfinden.

Fragen für Frieden

  • Wie will ich leben?
  • Was brauche ich, um ein erfülltes Leben zu leben?
  • Wie geht es mir damit, dass andere Menschen, diese Fragen für sich anders beantworten? Welche Gefühle löst das in mir aus? Welches Gefühl genau? 
  • Wovor habe ich Angst? Vor körperlichem Schaden? Vor dem Verlust meiner Freiheit? Davor blöd dazustehen? Davor ausgeschlossen zu werden?
  • Kann ich mich selbst mit diesen Ängsten in den Arm nehmen?
  • Kann ich die Verantwortung für meinen ganz persönlichen Weg tragen?
  • Wie kann ich meinen persönlichen Weg so gehen, dass ich die Ängste anderer Menschen respektiere kann (respektieren! Nicht: mich so verbiegen, dass kein anderer Angst hat. Denn das liegt NICHT in unserer Macht!)
  • Wie kann ich weich und offen bleiben, auch wenn mein Weg andere Menschen ängstigt?
  • Wie kann ich weich und offen bleiben, auch wenn mich der Weg anderer Menschen ängstigt?

Unsere Wahl

Würde es unsere Welt nicht um einiges ärmer machen, wenn niemand mehr mit Hunden leben würde, nur weil Hunde potenziell gefährlich sind und manche Menschen eine tiefe Angst davor haben?

Ein Leben ohne Hunde wäre natürlich irgendwie möglich.

Ein Leben ohne all die Dinge, vor denen irgendjemand Angst hat, wäre kein Leben mehr. Es würde nämlich nichts übrig bleiben.

Leben macht manchmal Angst. Es ist unsere Wahl, wie wir damit umgehen.

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