Warum Schneckenkorn den Weltfrieden verhindert und wie Du zur Friedensaktivistin wirst
Ich bin Mutter von 3 Kindern und bekennender Gartenjunkie. Ich habe Angst, dass wir unseren Kindern ein Schlachtfeld hinterlassen, wenn wir nicht unseren Umgang mit allen Lebewesen auf diesem Planeten überdenken – angefangen bei allerlei Krabbelgetier. Wir haben nur dann eine Chance, unseren Kindern eine friedvolle Welt zu überlassen, wenn wir auch die Lebewesen in unser Herz schließen, die uns (scheinbar) das Leben schwer machen.
Warum mich mein Garten zu einer besseren Mutter macht
Ein Garten ist für mich eine Art Mikrokosmos in dem ich üben kann, im Einklang mit der Natur glücklich zu sein. An kaum einem Ort lerne ich mehr über das Leben.
Klar: Im Leben mit meinen Kindern gibt es natürlich noch sehr viel mehr Lernaufgaben für mich, als in meinem Garten. Meine Kinder haben als Lehrer gegenüber dem Garten jedoch einen Nachteil: Sie lenken mich während des Lernprozesses durch ihr Gequassel (das meine ich zutiefst liebevoll) ab.
Im Garten dagegen bin ich ganz bei mir, alles ist ruhig und geht langsam vonstatten. Erkenntnisse reifen zumeist ohne großen Schmerz (außer in diesem Fall, von dem ich hier berichte) und ich kann sie in aller Ruhe in meinen Alltag mit den Kindern integrieren.
Mein persönlicher Krieg
Im letzten Sommer hätte ich mir diesen Frieden in unserem Garten fast von einigen kleinen Wesen nehmen lassen, die weder schnell, noch gefährlich sind und nicht mal über ein denkfähiges Gehirn verfügen. Ich ließ mich von diesen kleinen Tierchen dazu bringen, Krieg zu führen – und zwar ohne, dass sie mich oder meine Familie körperlich angegriffen hätten oder unser Zuhause bedroht hätten.
Was mich so erzürnte war lediglich, dass sie meine Pläne durchkreuzten. Meine Pläne, wie das Stückchen Natur um unser Haus herum auszusehen hat. Das Stückchen Erde, welches wir nutzen dürfen, um dort in einem sicheren, komfortablen Haus zu leben.
Vielleicht ahnst Du schon, von wem ich spreche:
Von den Nacktschnecken in unserem Garten. Sie verspeisten viele der Pflanzen, die ich gepflanzt hatte.
Ich fühlte mich hilflos (ein Zustand, den vermutlich jede Mutter aus dem Leben mit ihren Kindern kennt). Ich hatte Angst um meine Ernte und hatte keine Idee, was ich tun sollte.
Eines Tages entschied ich, möglichst viele dieser faszinierenden, wenn auch etwas schleimigen Gesellen zu töten. Drei Tage lang richtete ich ein wahres Massaker an. Ich sammelte Tag für Tag 100te Schnecken um sie zu töten – und fühlte mich schrecklich dabei..
Ich war wütend darüber, dass ich meine geliebten Pflanzen nicht schützen konnte. (Kommt Dir das bekannt vor? Also ich kenne so viele Situationen, in denen ich auf meine Kinder wütend bin, weil ich eigentlich Angst um sie habe.)
Ich war wütend darüber,dass ich den Lohn meiner Arbeit (Salat und so) nicht erhielt. (Schon wieder eine Parallele: Wie oft bin ich wütend auf meine Kinder, weil ich nicht mal eine Stunde lang ein ordentliches Haus genießen kann.)
Ich war wütend darüber, dass die angefressenen Pflanzen so hässlich aussahen. Darüber, dass mich die Schnecken zwangen, sie zu töten (eine Auswilderung ist auch ökologischer Sicht höchst bedenklich). Ich war so voller Wut, dass ich bereit war Krieg zu führen.
Das liest sich für Dich übertrieben? Dann lass mich nochmal zusammenfassen:
Warum es wirklich ein Krieg ist
Ich – die ich einer Gattung angehöre, die die Erde seit schätzungsweise 300 000 Jahren bevölkert – nutze ein Stück eben dieser Erde, um dort zu leben. Die Pflanzen und Tiere auf diesem Stückchen Erde lebten dort teilweise bereits seit Millionen von Jahren – Schnecken vermutlich bereits seit 500 oder 600 Millionen Jahren.
Ich entscheide, 1000e dieser Pflanzen und Tiere zu vertreiben, um dort in einem Haus nach meinem Geschmack zu leben.
Ich entscheide, das Stückchen Erde um das Haus herum ebenfalls nach meinem Geschmack und meinen Bedürfnissen zu gestalten. (Ich habe dabei durchaus ein Bewusstsein dafür, dass die Natur so viel eher da war und dass sie ein Geschenk ist. Ich will das aktiv wertschätzen, indem ich den Garten möglichst naturnah gestalte. Ich erfreue mich an Pflanzen und Tieren, die sich nach und nach ganz von selbst in diesem Garten wiederansiedeln.)
Als die ersten Ureinwohner meines Gartens anfangen, sich auf eine Art und Weise zu verhalten, die mir nicht passt, töte ich sie.
Ganz schön heftig, oder?
Wenn Du einmal ein paar Beiträge in einer der zahlreichen Gartengruppen auf Facebook liest, wirst Du bemerken, dass ich nicht die einzige bin, die so einen Krieg führt.
Warum Angst zu Kampf führt
Da ist etwas, was unsere Vorstellung davon, wie etwas zu sein hat, bedroht (wie gesagt, noch nicht mal unsere Existenz geschweige denn unser Leben).
Die Angst, dass uns etwas weggenommen wird, dass wir die Kontrolle verlieren ist offensichtlich so groß, dass wir nicht mehr in der Lage sind, klar zu denken.
Wir verlieren jeden Blick auf das große Ganze. Weil wir ja irgendetwas tun müssen, kämpfen wir gegen etwas, was kleiner ist als wir, schwächer, in unseren Augen weniger wert als wir, eklig, hässlich, nutzlos, dümmer, was auch immer.
Es sind nicht immer Schnecken, gegen die wir kämpfen und vielleicht töten wir nicht immer aktiv. Doch wir alle kämpfen Tag für Tag mit Worten und Taten gegen andere Menschen und gegen die Natur. Gegen unsere Kinder. Gegen unsere Partner. Gegen alle möglichen Menschen und Umstände, die uns begegnen und anders sind, als wir es wollen.
Mit Achtsamkeit, Liebe und Vertrauen für den Frieden
Schritt 1 zu mehr Frieden auf der Welt: Nimm Deine persönlichen Kämpfe bewusst wahr.
Lasst uns achtsamer werden dafür, wann wir uns von unserer Angst in Kriege verwickeln lassen. (Diese Angst ist natürlich nicht immer die Angst vor dem Verlust eine Salates. Manchmal ist es die Angst, unsere Kinder könnten sich ihre Zukunft versauen. Manchmal die Angst, jemand könnte durch seine Art mit der Coronapandemie umzugehen, unser Leben bedrohen. Manchmal einfach die Angst, jemand könnte mit seiner Meinung, unsere eigene Meinung und damit uns selbst abwerten.)
Wie soll Frieden auf der Welt funktionieren, wenn wir in unserem Alltag so viel (unbewusste) Angst haben und so viel Krieg führen?
Schritt 2 zu mehr Frieden auf der Welt: Öffne Dein Herz.
Mir hilft die Frage: “Was würde die Liebe tun?”
Ich stelle sie mir immer und immer wieder. In so vielen Situationen – Situationen mit meinen Kindern, meinem Mann und auch wenn der Mitarbeiter an der Kasse des Supermarktes mich unfreundlich behandelt. Und auch im Bezug auf die Schnecken.
In diesem Jahr – das ebenso schneckenreich beginnt, wie das letzte Jahr endete – habe ich mein Herz geöffnet für die Schnecken. Ich besuche sie jeden Abend in der Dämmerung. Ich beobachte sie. Ich lege ihnen besondere Leckereien hin, die in der Küche übrig bleiben. Ich sammle sie achtsam aus den Beeten auf, wo ich Gemüse und Blumen für meine Familie anbaue. Ich bitte sie höflich, sich an anderer Stelle im Garten satt zu fressen und bringen sie behutsam dorthin. Ich schütze die besonders empfindlichen Pflanzen mit selbstgebastelten “Schneckenmauern”.
In diesem Zusammenhang denke ich immer wieder an einen Satz im Bezug auf Kinder, den ich vor Jahren sinngemäß mal gelesen habe:
“Liebe Dein Kind dann am meisten, wenn sein Verhalten Dich am meisten ärgert.”
Schritt 3 zu mehr Frieden auf der Welt: Vertraue!
Beim Schenken meiner Liebe verbinde ich mich immer und immer wieder mit dem tiefen Vertrauen, dass mir genau das geschenkt werden wird, was ich brauche um zutiefst erfüllt und glücklich zu leben.
Meine Freude an unserem Garten übertrifft in diesem Jahr noch um ein vielfaches die Freude, die ich empfand, bevor die Schnecken hier so zahlreich erschienen. Es fühlt sich alles noch leichter, freudvoller und friedlicher an. (Übrigens: Ich habe in diesem Jahr noch keine einzige Pflanze an die Schnecken verloren, obwohl wirklich, wirklich viele Schnecken unseren Garten besuchen.)
Und weißt Du was? Wenn Du mich jetzt angesichts meines Umgangs mit den Schnecken für verrückt hältst, dann bin ich auch damit im Frieden.
Es ist meine Wahrheit, dass Frieden bei jeder und jedem von uns in den ganz kleinen, alltäglichen Situationen beginnt. Mir gelingt es so viel besser, friedlich mit meinen Kindern zu sein, wenn ich in meinem Garten Frieden lebe. Meinen Kindern gelingt es so viel besser, friedlich zu leben, wenn ich sie nicht ständig anmaule.
Wenn auch nur ein einziger Mensch durch meinen Text dazu inspiriert wird, einen anderen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze mit etwas mehr Liebe zu betrachten, dann hat es sich gelohnt, diesen Text zu veröffentlichen – egal wie viele andere Menschen mich für leicht durchgeknallt halten.
Wie Du wirklich etwas änderst
Es ist so leicht, sich über Menschen zu erzürnen, die Kriege zwischen Völkern anzetteln. Doch was ändert es, wenn Du Deine Abneigung gegen Krieg und Gewalt immer wieder betonst?
Nichts!
Wirklich etwas bewirken kannst Du in Deinem Alltag, indem Du jedem Menschen, jedem Tier und jeder Pflanze friedlich begegnest. Stell Dir vor jede und jeder würde das tun.
Wir bräuchten kein Schneckenkorn (das sind übrigens diese fiesen blauen Kügelchen, die Schnecken je nach Wirkstoff entweder verhungern oder austrocknen lassen) mehr und es gäbe gar keine andere Möglichkeit mehr, als Frieden auf der Erde.
Also, lass uns anfangen!
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PPS: Diesen Blogartikel gibt es auch als Podcast. Vielleicht magst Du das Thema bei einem gemütlichen Spaziergang durch den Wald (oder Deinen Garten) mit meiner Stimme im Ohr vertiefen. Im Podcast teile ich noch einige ergänzende Gedanken. https://silvia-streifel.de/schneckenkorn-und-weltfrieden-podcast