Wie Du durch klare Kommunikation zu Dir selbst findest

Wenn die Kinder klein sind, ist erstmal nichts anderes wichtig. Uns selbst verlieren wir da recht leicht aus dem Blick. Irgendwann fangen wir an, uns nach uns selbst zu sehnen. Dann kann Kommunikation ein wertvolles Werkzeug sein, um zu uns selbst zurück zu finden.

Wie konnte das geschehen?

Vielleicht kennst Du das auch: Die äußeren Rahmenbedingungen Deines Lebens sind durchaus in Ordnung. Du weißt, Du müsstest dankbar und glücklich sein. Du bist es auch.

Gleichzeitig merkst Du immer mehr, dass etwas fehlt. Zeit zur Besinnung, Raum für eigene Entwicklung, eine gewisse Tiefe. Du fragst Dich, an welcher Stelle Deines Lebens Dir das verloren ging und warum Du es erst jetzt so schmerzlich bemerkst.

Ich bin überzeugt, dass das einfach die natürlichen Phasen eines Lebens sind.

In der Phase der jungen Frau sind wir mit unserer Wahrnehmung viel im Außen. Wir sind gerade dabei, beruflich unsere Aufgabe zu finden, einen Partner fürs Leben, einen Ort, wo wir bleiben wollen. Wir genießen die Freiheiten des „Erwachsenseins“ und beginnen, uns mit der Verantwortung zu arrangieren.

Dann kommt die Phase der jungen Mutter. Aus Du und Ich wird durch ein Kind auf einmal das „System“ Familie und alles ändert sich. Das erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Durch die unendliche Liebe zu unserem Kind ist kaum mehr etwas anderes wichtig. Und das ist wundervoll! Ich finde, jedes Kind hat eine Mama verdient, die sich am Anfang mit Haut und Haar auf ihr Baby einlässt.

Die Kinder werden älter und selbstständiger – die Phase der Familienmanagerin beginnt. Es ist nicht länger unser einziges Ziel, unser Baby zu lieben. Es gibt einen Alltag, in dem wir viele verschiedene Aufgaben koordinieren – vielleicht mit Berufstätigkeit, vielleicht ohne, mit einem Kind oder mit mehreren, mit Partner oder ohne.

Von einer Phase, in der es selbstverständlich war, dass wir im Mittelpunkt stehen, wurden wir also ganz plötzlich in die nächste Phase geschubst. In dieser war es ganz natürlich, uns selbst hinten anzustellen. Schleichend und nahtlos ging diese Phase über in eine, die von außen so viele Herausforderungen mitbringt, dass wieder kein Raum für uns selbst ist.

Da wir nun jedoch schon einige Jahre älter sind, als in der Phase der jungen Frau, wird natürlicherweise der Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung laut. Ich glaube auch das gehört einfach zum Leben.

Und jetzt?

Ich glaube also nicht, dass wir uns „verloren“ haben. Ich glaube, bisher hatten wir uns einfach nicht richtig für uns selbst interessiert. Die Frage ist also nicht, wie wir zu uns zurück finden. Die Frage ist, wie wir jetzt Raum für uns schaffen können.

Dabei geht es nicht in erster Linie darum, von anderen Menschen Freiraum zu fordern. Es geht darum, diesen Raum wahrzunehmen und zu nutzen.

Ich will das mal an zwei Beispielen verdeutlichen:

Nehmen wir mal an, Susanne schickt ihren Mann einen Nachmittag lang mit den Kindern weg. In der Zeit räumt sie dann liegen gebliebene Wäsche weg, plant das Essen für die kommende Woche, räumt noch schnell die Kinderzimmer auf und macht anschließend noch den Pflichtanruf bei der Großtante. So hat sie für sich selbst nichts gewonnen.

Kommt Dir das bekannt vor? Schauen wir also mal, wie es auch laufen kann:

Katja hat gerade das Baby zum schlafen gebracht und weiß, dass es in wenigen Augenblicken an der Tür klingelt und ihr Großer hungrig von der Schule kommt. Statt noch schnell eine Gurke aufzuschneiden, setzt sie sich auf die Stufen vor dem Haus, hält ihr Gesicht in die Sonne und nimmt bewusst das Ein- und Ausströmen ihres Atems wahr. Gleich fühlt sie sich ruhiger und mehr in ihrer Mitte.

Wie Kommunikation Dir dabei hilft

Jetzt denkt Du Dir vielleicht: „Das ist ja ein schönes Beispiel, aber…“
… ich glaube nicht, dass mir ein bisschen atmen hilft.
… ich habe einfach echt null Zeit für mich.
… ich denk an sowas gar nicht.
… ich muss echt jede Sekunde nutzen, um überhaupt rum zu kommen.
oder so ähnlich.

Ich habe eine Bitte an Dich: Wenn Du Dir selbst wichtig bist, dann lass Dein „aber“ jetzt hinter Dir.

„Das ist ein schönes Beispiel. Ich werde es so ähnlich mal ausprobieren.“ Sei es Dir wert!

Jetzt weiß ich natürlich, dass es im Alltag tatsächlich eine große Herausforderung ist, solche neuen Minigewohnheiten zu etablieren. Die gute Nachricht ist: Wir alle haben ein machtvolles Werkzeug dafür, dass wir ohnehin dauernd nutzen. Dieses Werkzeug heißt Kommunikation.

Druck raus

Ein erster Schritt kann sein, ganz allgemein Druck aus Deinem Alltag herauszunehmen.

Oft ist es ja so, dass wir von einer Aufgabe zur nächsten hetzen und überhaupt nicht mehr daran denken, inne zuhalten.

Es ist gar nicht nötig (zumindest nicht im ersten Schritt), Aufgaben zu streichen oder abzugeben. Schon alleine anders zu denken und zu sprechen, kann viel Gelassenheit in Dein Leben bringen.

Ich empfehle Dir, auf das Wörtchen „muss“ zu achten. Wenn es Dir gelingt, es weniger zu denken und zu sagen oder es gar ganz hinter Dir zu lassen, wirst Du eine enorme Erleichterung spüren.

Auch wenn Dir das jetzt vielleicht zu banal vorkommt, um wirklich etwas zu verändern, probiere es einfach aus. Weniger müssen kann kleine Wunder bewirken.

Wirksamkeit rein

Im nächsten Schritt kannst Du ganz leicht Deine eigene Wirksamkeit um ein Vielfaches erhöhen – und damit jede Menge Zeit, Kraft und Nerven sparen.

Gewöhne Dir an, nur zu sprechen, wenn Dein Gegenüber auch hinhört. Das hört sich ebenfalls banal an. Und doch weiß ich, dass die wenigsten Menschen sich an diese „Grundregel“ halten. Damit riskieren wir, dass unsere Worte zum Hintergrundgeräusch verkommen und wir gar nicht mehr richtig gehört werden.

Wenn wir uns unseren Mitmenschen dagegen bewusst zuwenden, sie freundlich mit Namen ansprechen und erst bei Blickkontakt sprechen, werden wir mit unseren Worten weit mehr erreichen.

Klarheit als Gewohnheit

Ein weiteres Problem im Mamaalltag ist, dass wir mehr reagieren und unser Programm abspulen, statt bewusst zu sprechen und zu handeln. Wir sind da irgendwie einfach so reingerutscht und mittlerweile ist der Alltag zur Gewohnheit geworden – oder die Gewohnheit zum Alltag?

Doch genau so können wir uns wieder an bewussteres Sprechen und Handeln gewöhnen. Dies bedarf lediglich einer klaren Entscheidung, künftig öfter mal einen „STOPP“ einzulegen. Atme tief durch und frage Dich: „Was will ich mit dem, was ich gerade zu tun oder zu sagen im Begriff bin, erreichen? Was genau? Was will ich? Was brauche ich gerade?“

Du kannst Dich zum Beispiel von Deinem Smartphone mehrmals täglich an einen solchen Stopp erinnern lassen. Du wirst bald merken, dass diese innere Klarheit gewohnt wird. Sie wird zudem einen enorm positiven Effekt auf das Verhältnis zu Deinen Lieben haben.

Mehr Raum für mich

Ein wichtiges Thema ist in diesem Zusammenhang die Selbstwertschätzung. Ich glaube, auch das gehört zur Lebensphase der Familienmanagerin: Zu lernen, uns selbst wichtig zu finden und genau so anzunehmen, wie wir sind.

Das ist sicher eine riesige Aufgabe – und doch eine der Wichtigsten. Besonders auch, wenn wir unseren Kindern ein wertvolles Bespiel sein wollen.

Und auch hier kann uns unsere Art zu kommunizieren unterstützen. Wie viel Raum nimmst Du selbst in Deiner Sprache ein? Hältst Du es vielleicht sogar für unhöflich und egoistisch zu oft „Ich“ zu sagen?

Wie willst Du Dich selbst finden, wenn Du Dich hinter „man“ und Passivsätzen („Endlich ist die Wäsche gebügelt.“) versteckst?

Beginne bewusst möglichst viele Sätze mit Ich. Sei dabei natürlich achtsam, was Du über Dich selbst sagst. Wenn Du bemerkst, dass Du Dich selbst oft schlecht machst, gleiche es ganz bewusst durch positive Gedanken und Aussagen aus. (z.B. „Ich habe heute a, b und c geschafft.“ statt „Ich habe heute x schon wieder nicht geschafft.“)

Fazit

Es liegt in unserer Verantwortung – und zum Glück auch im Rahmen unserer Möglichkeiten – uns selbst wieder wahr und ernst zu nehmen.

Kleine Änderungen in unserer Kommunikation helfen uns.

  • Druck rausnehmen durch weniger müssen
  • (Selbst)wirksamkeit erhöhen durch bewusste Ansprache
  • Klarheit zur Gewohnheit machen durch regelmäßiges Abfragen der eigenen Bedürfnisse und Ziele
  • Raum für uns selbst durch mehr „Ich“ in der Sprache

Mit dieser Basis – weniger Druck, mehr Wirksamkeit, mehr Klarheit und mehr ICH – wird es Dir nun viel leichter gelingen, Raum für Dich zu finden und zu schaffen.

Zum einen wirst Du die kleinen Momente wie im obigen Beispiel zuhauf erkennen und nutzen. Zum anderen wirst Du mit Deiner neue Art zu kommunizieren, ganz leicht die Unterstützung anderer Menschen bekommen.

Ich wünsche Dir viel Freude auf Deinem Weg zurück zu Dir selbst. Lebe KLuG (mit Klarheit, Leichtigkeit und Genuss)!

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