Wie Du sicher stellst, dass Dein Kind hört, was Du sagst
Weißt Du, was für mich zu den anstrengendsten Dingen in meinem Alltag als Mutter gehört?
Wenn ich etwas zu meinen Kindern sage und keinerlei Reaktion erhalte. Als ob ich gar nicht da wäre. Sie zucken nicht mal, was ja immerhin schon mal ein Zeichen gewesen wäre, dass ich mir den Klang meiner eigenen Stimme nicht eingebildet habe.
So, jetzt habe ich es zugegeben: Auch mir als Kommunikationstrainerin für Mütter passiert es, dass ich nicht zu meinen Kindern durchdringe. Ich kann allerdings ziemlich gut analysieren, warum es mir nicht gelungen ist. Beim nächsten Mal mache ich es dann anders und ich werde immer besser. 😉
Gewohnheitssache
Wenn wir mal ehrlich zu uns selbst sind, ist es recht nahe liegend, dass unsere Kinder so oft mir scheinbarer Taubheit auf unsere Ansagen reagieren. Viel zu oft
- achten wir die Wichtigkeit der momentanen Tätigkeit unseres Kindes nicht.
- haben wir eher schlechte Nachrichten für unser Kind („Du musst jetzt aber mal aufräumen!“
- sagen wir das Gleiche eh bald wieder und dann wieder und wieder
- sind wir gar nicht richtig bei unserem Kind, sondern machen nebenbei etwas anderes.
Verständlich, dass sich unsere Kinder das Hinhören abgewöhnen. Zumal wir ja selbst oft auch kein besonders gutes Beispiel für sie sind. Oder hörst Du immer wirklich hin, wenn eines Deiner Familienmitglieder etwas sagt?
Warum schweigen fast immer besser ist
Vielleicht ist Dir jetzt schon klar geworden, warum es in den meisten Fällen besser ist, gleich zu schweigen. Aus meiner Sicht gibt es sogar nur 3 Gründe, einen anderen Menschen anzusprechen.
- Wir wollen etwas zur Erfüllung seiner Bedürfnisse beitragen.
Sei Dir hier allerdings bewusst, dass es immer nur eine Vermutung ist, dass wir etwas für den anderen beitragen. Klar können wir uns einreden, dass wir mit dem Ruf „Essen ist fertig“ unserem Kind ermöglichen wollen, seinen Hunger zu stillen. Doch hat es wirklich Hunger? Ist sein Bedürfnis nach Kreativität nicht wichtiger, wenn es gerade ein Bild malt? - Wir brauchen von ihm einen Beitrag zur Erfüllung eines unserer Bedürfnisse und der andere ist auch in der Lage, etwas beizutragen.
Bein „Essen ist fertig!“ – Beispiel wäre es oft ehrlicher zuzugeben, dass wir uns mit der gemeinsamen Familienmahlzeit so einige Bedürfnisse erfüllen. Dann könnten wir vielleicht anerkennen, dass unser Kind erst noch sein Bild zu Ende malen muss, bevor es unser Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach Gesundheit oder was weiß ich erfüllen kann. - Wir wollen Liebe fließen lassen.
Eine von Herzen kommende Umarmung, echte Anteilnahme am Tun des Kindes oder gemeinsames Lachen sind immer gute Gründe, um das Kind anzusprechen. Beachte jedoch auch hier, ob es gerade aufnahmebereit ist.
Wie Du am besten vorgehst, wenn Du wirklich etwas sagen willst
So, gehen wir jetzt also davon aus, dass einer der drei oben genannten Gründe vorliegt. Du willst also tatsächlich was sagen. Auch dann empfehle ich Dir nicht, einfach drauf los zu reden. Überprüfe besser erst noch die folgenden Punkte:
Innerlich klar und Situation angemessen?
Eine doppelte Prüfung kann nur von Vorteil sein: Weißt Du, was Du willst? Ist es wichtig genug, um das Tun Deines Kindes zu unterbrechen? Wenn ja, dann auf zum nächsten Punkt.
Sei da!
Gönne Dir einige Atemzüge, um bei Dir anzukommen. Bist Du wirklich da oder mit den Gedanken wo ganz anders. Bist Du gefangen in Stress, Ärger oder Angst? Oder bist Du ganz bei Dir und kannst Dein Herz für Dein Kind öffnen?
Das ist übrigens völlig unabhängig davon, ob Du vielleicht gerade wirklich ärgerlich bist, weil Dein Kind was verbockt hat. Du kannst schimpfen und Deinem Kind zugleich liebevoll zugewandt sein. Das erhöht die Wirksamkeit der Nachricht enorm. Ganz nebenbei wirst Du Dich damit um einiges wohler fühlen.
Stelle Kontakt her!
Du bist also jetzt bei Dir und Deinem Kind liebevoll zugewandt. Du nimmst Dein Kind wahr. Nun geht es darum, dass Dein Kind Dich wahrnimmt. Oft genügt dabei schon ein neutrales bis liebevolles Ansprechen mit dem Vornamen.
Und dann warte einige Sekunden. Manchmal braucht auch der Name eine Weile um durchzudringen. Außerdem löst der Name bei manchen Kindern die vorübergehende Taubheit gar erst aus. Wenn sie dann wirklich nichts hören, heben viele Kinder dann doch den Blick.
Wenn Du mit dem Ansprechen alleine gar keinen Erfolg hast, dann berühre Dein Kind sanft und sprich es dabei an.
Begib Dich in die Erlebenswelt Deines Kindes!
Manchmal werden wir mit allem Ansprechen und Berühren keinen Erfolg haben. Echtes Interesse an dem, was unser Kind gerade tut, kommt fast immer an. Und auch wenn Dein Kind Dich bereits anschaut und bereit ist zu hören, ist es wundervoll erst ein paar Sätze über die Angelegenheit/Tätigkeit des Kindes zu wechseln. Das schafft Nähe, Vertrauen und die Bereitschaft hinzuhören.
Hol Dein Kind rüber zu Dir!
Wenn nun echter Kontakt zwischen Euch herrscht, kannst Du Dein Kind sanft in Deine Welt holen. Damit meine ich, dass Du Deinem Kind mitteilst, um was es Dir gerade geht. Das weiß es nämlich nicht. Es hat bis gerade eben etwas ganz anderes getan als Du. Selbst wenn Ihr Euch im gleichen Zimmer aufgehalten habt, werdet ihr ganz sicher nicht das Gleiche wahrgenommen haben.
Formuliere klar, was Du willst!
Nun seid Ihr in Kontakt und Dein Kind weiß, um was es geht. Jetzt ist es Zeit, Dein Anliegen vorzubringen. Und zwar klipp und klar – entweder als Bitte formuliert, wenn es denn eine ist, oder als klare Ansage. Was genau ich damit meine, wird Dir sicher in den folgenden zwei Beispielen klar werden.
Streß am Morgen mit Kleinkind
Wenn Du ein Kleinkind hast oder hattest kennst Du mit ziemlicher Sicherheit folgende Situation: Du willst zu einem bestimmten Zeitpunkt das Haus verlassen und Dein Kind will lieber spielen, statt sich anzuziehen. Das ist ohne Frage ein riesiger Konflikt. Mit dem oben genannten „Rezept“ kannst Du Dir da etwas Erleichterung verschaffen.
Lass es uns mal der Reihe nach durchgehen:
Schweigen?
Schweigen ist hier keine Option. Es gibt bei Dir sicher mindestens ein wichtiges Bedürfnis hinter dem Wunsch pünktlich das Haus zu verlassen.
Sei es nun Dein Bedürfnis nach Ruhe, weshalb Du Dein Kind pünktlich in die KiTa bringen willst, Dein Bedürfnis nach Zuverlässigkeit, weswegen Du einen Termin einhalten willst oder ein ganz anderes.
Wichtig finde ich in jedem Fall, dass Du so ehrlich bist zuzugeben, dass es um Dein Bedürfnis geht. Selbst wenn Dein Kind gerne in die KiTa geht, hat es im Moment das Bedürfnis zu spielen – und zwar zuhause und jetzt!
Innerlich klar und der Situation angemessen?
Bist Du Dir darüber im Klaren, was genau Du von Deinem Kind willst? Ist es zum Beispiel wirklich wichtig, dass es sich anzieht und muss es das alleine tun? Ist Deine Art, Dein Kind zum Anziehen bewegen wollen der Situation angemessen? Ist es wirklich so eilig? Findest Du vielleicht eine Möglichkeit, das Anziehen ins Spiel zu integrieren?
Bist Du da?
Hand aufs Herz: Rennst Du selbst ständig hin und her, bereitest noch dieses und jenes vor, machst hier noch was im Haushalt, da noch eine schnelle Whats-App? Bist Du wirklich bei Deinem Kind oder rufst Du nur immer mal wieder ein paar Aufforderungen ins Nebenzimmer?
In Kontakt?
Hört Dich Dein Kind überhaupt? Schaut es Dir in die Augen? Sprich es liebevoll mit Namen an, lass ihm AUSREICHEND Zeit zu reagieren, berühre es vielleicht sanft.
Befindet Ihr Euch in der gleichen „Erlebenswelt“?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Dein Kind so in sein Spiel vertieft ist, dass es noch gar nicht wahrgenommen hat, dass Du gleich weggehen willst. Es befindet sich in einer völlig anderen Erlebenswelt als Du!
Interessiere Dich erstmal einen Augenblick für das, was Dein Kind tut. „Wow, Dein Turm ist ja schon ganz schön hoch!“
Wenn Ihr auf diese Weise dann in der gleichen Erlebenswelt seid, kannst Du Dein Kind viel leichter mitnehmen. „Weißt Du, was ich gerade mache? Ich habe mir gerade die Schuhe angezogen, weil ich gleich zum Zahnarzt gehen werde. Der wartet schon auf mich.“
Klar formuliert?
Und jetzt sage, was Du von Deinem Kind willst. „Ich will Dich mitnehmen. Welche Schuhe willst Du anziehen?“
Durch die Vorarbeit an Deiner eigenen inneren Klarheit, hast Du sicher gestellt, dass Du Dein Kind nicht gedankenlos herumzerrst. Dann übernimm auch die Verantwortung. Die Frage „Kommst Du?“ oder „Willst Du mit?“ empfinde ich als unfair. Du spielst Deinem Kind damit eine Entscheidungsfreiheit vor, die es nicht hat. Umso größer ist dann der Kampf, wenn es nicht will.
Durch eine Frage, die voraussetzt, dass Dein Kind mitkommt, geht beides: Du gibst eine ganz klare Linie vor und gibst Deinem Kind zugleich etwas Raum zur Mitgestaltung.
Wichtig: Natürlich ist nun nicht garantiert, dass Dein Kind freudig und im gewünschten Tempo mitkommt. Es ist nur viel wahrscheinlicher. Wenn sich Dein Kind noch immer weigert, hast Du die Wahl: Entweder Du ziehst es unter Ausübung Deiner Macht (körperlich, oder durch Androhung von Strafen/Versprechen von Belohnungen) durch und begleitest Dein Kind in seinem Frust, zu dem es wahrscheinlich kommen wird. Oder Du findest eine andere kreative Lösung, wie Euer beider Bedürfnisse gewahrt werden können.
Wenn Dein Kind nie eine Bitte erfüllt
Kommen wir nun noch zu einem Beispiel mit einem etwas älteren Kind. Sagen wir so um die 10 Jahre alt. Wenn Du mit einem solchen Exemplar zusammen lebst, kennst Du das wahrscheinlich: Bitten wie „Bitte räum noch kurz den Tisch ab.“ verhallen ungehört.
Lass es uns auch hier wieder Punkt für Punkt obiges „Rezept“ durchgehen:
Schweigen?
Schweigen könnte hier durchaus angebracht sein. Ganz sicher willst Du hier nicht zur Erfüllung eines kindlichen Bedürfnisses beitragen. Und darum, Euren liebevollen Kontakt zu stärken, geht es Dir vermutlich auch gerade nicht. Bleibt also nur noch ein Grund zu reden: Dein Kind soll zur Erfüllung Deines Bedürfnisses beitragen und ist auch in der Lage dazu.
Ein Bedürfnis, dass hinter der Bitte ums Tisch abräumen (oder auch mal zu saugen, den Müll raus zubringen oder einen Einkauf zu tätigen) stehen könnte, ist das nach Gemeinschaft. Du willst das Projekt Familie/Zuhause gemeinsam mit Deinen Lieben stemmen. Oder das Bedürfnis nach Erholung, dem Du nicht (zeitnah) nachgehen kannst, wenn Du den Tisch alleine abräumen musst.
Das sind Beispiele für Bedürfnisse die ein zehnjähriges Kind durchaus verstehen und auch zur Erfüllung beitragen kann.
Es kann jedoch auch sein, dass hinter Deiner Bitte ein viel tieferes, schmerzvolleres Bedürfnis steckt. Wie etwa das Bedürfnis nach Anerkennung („Wenn ich hier schon ein tolles Essen auf den Tisch stelle, können die anderen wenigstens abräumen!“) oder nach Selbstverwirklichung („Ich will hier nicht nur das Dienstmädchen sein, sondern auch mal Zeit für mich haben.“).
Diese Bedürfnisse sind so tiefgehend und groß. Es ist unfair, unseren Kindern solche Bedürftigkeiten getarnt als Bitten aufs Brot zu schmieren. Sie können auch gar nichts zu deren Erfüllung beitragen. Es ist nicht ihre Aufgabe als Kind.
Innerlich klar und der Situation angemessen?
Gehen wir also davon aus, es geht Dir schlicht darum, dass Dein Kind den Tisch abräumen soll. Ganz neutral ohne versteckte Schmerzen. Passt es auch gerade für Dein Kind? Weißt Du genau, dass es schon auf Kohlen sitzt, weil es nochmal weg will? Oder hat es Kapazitäten?
Bist Du da?
Siehst Du Dein Kind wirklich? Oder rennst Du gerade schon mit den ersten Tellern in der Hand los Richtung Küche?
In Kontakt?
Hast Du Dein Kind freundlich mit seinem Vornamen angesprochen und abgewartet, bis Ihr Blickkontakt habt?
Befindet Ihr Euch in der gleichen „Erlebenswelt“?
Ist Dein Kind vielleicht noch in ein Gespräch vertieft oder hat direkt nach dem Essen schon zum Smartphone gegriffen? „Ich sehe, dass Du gerade schon… Schenkst Du mir dennoch einen Moment Deine Aufmerksamkeit?“ Und dann Dein Kind mit „in Deine Welt: „Ich freue mich gerade schon so auf… Ich wünsche mir, dass vorher noch der Tisch und die Küche sauber sind.“
Klar formuliert?
Und jetzt sage klipp und klar, was Du von Deinem Kind willst. „Bitte räum den Tisch ab. Ich mache derweil schon in der Küche sauber.“
Wichtig: Eine Bitte beinhaltet schon per Definition die Möglichkeit, diese nicht zu erfüllen. Wenn Du nicht bitten sondern Deinen Willen durchsetzen willst, dann steh auch dazu. „Ich weigere mich, das weiterhin alles alleine zu machen. Ich will, dass Du jetzt den Tisch abräumst. Sonst werde ich für mich andere Lösungen für das Abendessen finden.“
Fazit
Dass Kinder nicht (hin)hören liegt in den allermeisten Fällen daran, dass wir Mütter die Grundlagen erfolgreicher Kommunikation nicht beachten.
Wir reden viel zu viel, wissen viel zu selten, was wir eigentlich wollen, reden nebenher, achten gar nicht darauf, ob unsere Kinder gerade in der Lage sind zu hören und reden dann auch noch ganz oft um den heißen Brei herum, statt klar zu sagen, was wir meinen.
Eigentlich ganz schön schlau von unseren Kindern, da ihre Ohren zu verschließen, oder?
Die gute Nachricht ist, Du kannst das ändern.
Gewöhne Dir einfach an
- öfter mal zu schweigen.
- Dir selbst innere Klarheit zu verschaffen, bevor Du sprichst.
- aufmerksam zu sein, wenn Du in Kontakt gehst.
- bewusst Kontakt herzustellen, indem Du Dein Gegenüber mit Namen ansprichst.
- auf Blickkontakt zu warten.
- Dich aufs Erleben Deines Gegenübers einzustellen, bevor Du ihn/sie mit in Deine Erlebenswelt nimmst.
- erst zu sagen, um was es Dir geht und dann
- klar zu benennen, was Du willst.
Das hört sich nach viel Arbeit an? Ja, es ist schon etwas Übungssache. Und es lohnt sich. Du wirst so viel Energie sparen und so viel mehr innige Momente mit Deinen Kindern erleben.
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